Geldwäsche in Online-Casinos ist in den letzten Jahren zu einem immer wichtigeren Thema geworden, da Kriminelle verstärkt diese Plattformen (z.B. bei sportlichen Großevents wie einer Weltmeisterschaft) nutzen, um Erlöse aus kriminellen Aktivitäten illegal zu verschieben und zu verstecken. Folglich besteht ein dringender Bedarf an verbesserten Schutzmaßnahmen gegen Geldwäsche im Online-Glücksspiel bzw. in Casinos im Internet.
Viele Online-Casinos sind jedoch nicht in der Lage, dieser Bedrohung wirksam zu begegnen, da es an internen Geldwäsche-Experten, einer übergreifenden Anti-Geldwäschestrategie und Kontrollprozessen wie Know Your Customer (KYC), Source of Funds (SOF) & Source of Wealth (SOW) mangelt.
Dieser Artikel soll einen kompakten Überblick über Geldwäsche im Online Casino geben und aufzeigen, wie automatisierte Identitätsprüfungen von Spielern dazu beitragen können, Geldwäsche in Online Casino Plattformen weiter einzudämmen bzw. gänzlich zu verhindern.
Was versteht man unter Geldwäsche in Online-Casinos?
Unter Geldwäsche in Online-Casinos versteht man die “Säuberung” von “schmutzigem Geld” mittels der Schleusung von Geldern durch eine Reihe von Investitionen (z.B. Spielchips), Transaktionen (z.B. Gewinnauszahlung) und Transfers zwischen unterschiedlichen Bankaccounts (z. B. Referenzkonten), um die Herkunft (z. B. Drogenhandel oder Terrorismusfinanzierung) der illegal erwirtschafteten Erträge für Finanzinstitute und Strafverfolgungsbehörden zu verschleiern.
Ziel der Geldwäsche ist es, den Strafverfolgungsbehörden die Rückverfolgung von Geldern zu ihrer illegalen Quelle zu erschweren bzw. es unmöglich zu machen, damit sie in der legalen Wirtschaft verwendet werden können und auf dem Papier als Teil einer legitimen Transaktion aussehen.
Darum sind Online-Casinos häufig Ziele von Betrügern
Dass Kriminelle versuchen, Online-Casinos als Plattform für Geldwäsche zu nutzen, ist nichts Neues, da in Online-Casinos täglich eine große Zahl von Transaktionen mit zum Teil hohen Beträgen über viele verschiedene Zahlungsmethoden abgewickelt werden. Das Ausmaß, in dem Geldwäsche in Internet-Casinos vonstattengehen, dürfte jedoch überraschen.
Das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) schätzt, dass jährlich zwischen 2 und 5 Prozent des weltweiten BIP – zwischen 800 Milliarden bis 2 Billionen Euro – gewaschen werden. Welcher Anteil davon auf Glücksspiele und insbesondere Online-Casinos entfällt, ist schwer zu ermitteln. Laut einem Bericht von Eurojust (der Europäischen Agentur für die Zusammenarbeit in der Strafjustiz) wurden der Agentur zwischen 2016 und 2022 mehr als 3.000 Fälle von Geldwäsche gemeldet, wobei sich die jährliche Zahl in diesen sechs Jahren verdoppelt hat.
Weiterlesen: Warum Geldwäsche eine ernste Bedrohung für Online-Casinos darstellt.
Wie funktioniert Geldwäsche in Online Casinos?
Geldwäsche im Online-Casino erfolgt üblicherweise in mehreren Phasen. Es umfasst die Platzierung von schmutzigen Geldern ins System, das Layering zur Verdeckung der illegalen Quelle und die Integration des Geldes in die legale Wirtschaft.
Ein Spieler, der Geld auf sein Online-Casino-Konto einzahlt, platziert das Geld. Diese Platzierung wird meist erst dadurch ermöglicht, dass der Spieler beispielsweise mit Bargeld gekaufte Prepaid-Karten von einem Zahlungsdienstleister verwendet, der keine Identifizierung verlangt. Beim anschließenden Layering wird ein Teil des Geldes beispielsweise an Spielautomaten oder Tischspielen eingesetzt. Dabei ist es wichtig, dass Spiele gewählt werden, die ein geringes Risiko aufweisen und Verluste minimieren. Gewinne spielen keine Rolle und ein geringer Teil des Geldes kann auch verloren gehen – das ist der Preis, den Kriminelle fürs Geldwaschen bereit sind zu zahlen.
Geldwäsche mithilfe von Komplizen
Kriminelle können auch in Absprache mit Komplizen an einem virtuellen Spieltisch teilnehmen. Zwei oder mehr Personen, die zusammenarbeiten, nehmen beispielsweise an einem Pokerspiel teil, wobei einer absichtlich verliert, sodass die Gewinne hauptsächlich an einen anderen Spieler gehen.
Geldwäsche mithilfe von verschiedenen Zahlungsmethoden
Online-Casinos haben heutzutage Mindestumsatzanforderungen an Einzahlungen. Das heißt, jede Einzahlung muss mindestens einmal (oft auch dreimal) durchgespielt werden, bevor das Geld schließlich ausgezahlt werden kann. Zusätzlich muss die Überweisung über dieselbe Methode erfolgen, mit der eingezahlt wurde. Das war aber nicht immer so, weswegen in der Vergangenheit Geld einfach ein- und über andere Zahlungsmethoden ausgezahlt werden konnte. Leichter ließ es sich kaum waschen. Die Auszahlung übers Online-Casino ist dann die Integration des gewaschenen Geldes in den legalen Markt, denn es handelt sich um eine offenbar legitime Überweisung.
Unzureichende Spieleridentifizierung begünstigt Geldwäsche in Internet Casinos
Als einer der Hauptgründe für Geldwäsche in Online Casinos gelten schwache KYC-Bestimmungen. Zwar sind Spieler in der Regel verpflichtet, ihre Identität im Online-Casino zu bestätigen, jedoch hängt es von der Glücksspiellizenz und der ausstellenden Aufsichtsbehörde ab, in welchem Umfang sie das tun müssen und z. B. ab welchem Ein- oder Auszahlungsbetrag.
Ein weiterer wichtiger Faktor, der Geldwäsche in Online Casinos begünstigt, ist das Fehlen von Überprüfungen der Herkunft des Vermögens (Source of Wealth – SoW) und der Herkunft der Gelder (Source of Funds – SoF). Bei unzureichenden oder nicht vorhandenen SoW/SoF-Kontrollen können Kriminelle daher Online-Casinos nutzen, um ihre illegalen Vermögenswerte zu verstecken, indem sie diese über anonyme Konten transferieren und als legitime Quellen tarnen.
Beide Schwachstellen lassen viel Raum, nicht nur für Kriminelle, sondern auch für Minderjährige, die so Zugang zu Glücksspielen haben und sogar Einzahlungen vornehmen können. Für manche Online-Gaming Märkte kann dies verheerende Folgen nach sich ziehen: Malta befand sich z.B. bis 2022 auf der unrühmlichen Grauen Liste der FATF. Auch ganze Märkte können abgemahnt werden: Die FATF Behörde bescheinigte Deutschland beispielsweise ebenfalls Defizite in Punkto Geldwäschebekämpung.
Ob Spieler-Onboarding, die Prüfung finanzieller Risiken oder Compliance-Checks – unsere automatisierten und GwG-konformen KYC-Lösungen für die Glücksspielindustrie decken ein breites Spektrum an Anwendungsfällen ab.
Fehlende Anti-Geldwäsche-Expertise erleichtert Geldwäsche in Online Casinos
Schwache Bestimmungen zur Spieleridentifizierung (KYC) sowie fehlende SoW/SoF Checks deuten meist auf ein tieferliegendes Problem hin: Der Mangel an entsprechendem Fachpersonal auf Seiten der Online Casinos, der zur Bekämpfung der Geldwäsche ausgebildet ist.
Entsprechende Anti-Geldwäsche-Beauftragte sind für die Ausarbeitung, Durchführung und Überwachung von Anti-Geldwäsche-Maßnahmen in Online Casinos sowie die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften zuständig.
Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass Online-Casinos in diesem Bereich mehr Ressourcen investieren, um sicherzustellen, dass sie über die erforderlichen Mitarbeiter, Prozesse und Systeme verfügen, wenn sie Geldwäsche in Online Casinos angemessen bekämpfen bzw. verhindern wollen.
Wie wird in Deutschland gesetzlich gegen Geldwäsche in Online-Casinos vorgegangen?
Geldwäsche ist laut § 261 des Strafgesetzbuches verboten. Die genaueren Rahmenbedingungen für den Kampf gegen Geldwäsche durch Online-Casinos in Deutschland liefert der Glücksspielstaatsvertrag. Zunächst dürfen im Internet nur Glücksspiele angeboten werden, wenn eine gültige Lizenz der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder vorliegt. Dabei wird zwischen virtuellen Slots, Poker, Sportwetten und Lotto-Spielen unterschieden.
Das Gesetz schreibt auch vor, dass eine Identitätsprüfung aller Spieler erfolgen muss. Eine Identitätsprüfung des Spielers ist demnach direkt nach der Registrierung im Online-Casino notwendig.
Zusätzlich zur sofortigen Identitätsprüfung gibt es zentrale Datenbanken, auf welcher die Spieler-Daten gespeichert werden. Jedes in Deutschland lizenzierte Online-Casino hat darauf Zugriff und muss die persönlichen Daten eines Spielers dorthin senden bzw. abgleichen, ob der Nutzer sich nicht eventuell bereits über das OASIS-Spielersperrsystem vom Glücksspiel ausgeschlossen hat. Alle Einzahlungen werden ebenfalls gemeldet und beim Erreichen des monatlichen Limits von 1.000 Euro blockiert.
Das Limit ist ein weiterer Faktor, der beim Kampf gegen Geldwäsche hilft. Offiziell dient es zum Spielerschutz, um problematisches Spielen zu unterbinden, doch da Spieler maximal 1.000 Euro monatlich einzahlen können, wird Geldwäsche im großen Stil unterbunden – sofern nicht mehrere Kriminelle zusammenarbeiten, um größere Beträge zu waschen.
Zahlungsanbieter selbst werden ebenfalls in die Pflicht genommen und sollten bestimmte Warn- und Prüfpflichten treffen. Das verlangt das Mitwirkungsverbot § 4 Abs. 1 Satz 2 GlüStV 2021, allerdings klärt es nicht, wann genau eine Mitwirkung an unerlaubtem Glücksspiel besteht oder wie genau das Ganze umgesetzt werden soll.
Während das deutsche Glücksspielgesetz in Bezug auf die Einschränkungen wie Einzahlungs- und Einsatzlimits viel Kritik erhält, muss es hinsichtlich der Geldwäsche-Vorschriften auch gelobt werden. Es erschwert durch Einzahlungsbeschränkungen, Ausweispflicht und die zentrale Datenbank die Geldwäsche in Online-Casinos, wie keine andere Aufsichtsbehörde.
Der Glücksspielstaatsvertrag und seine Auswirkungen auf das Online-Glücksspiel
Keine Aufsicht durch BaFin
Die BaFin, Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, nimmt sich in allerdings aus der Verantwortung und will die Branche und Unternehmen für den deutschen Markt nicht beaufsichtigen. Sie überwacht in erster Linie Banken.
Über die GGL lassen sich hingegen Verdachtsfälle auf Geldwäsche melden, auch anonym. Hier sind Betreiber somit selbst verantwortlich, das Spielverhalten ihrer Kunden genauestens zu prüfen und bei verdächtigen Mustern Alarm zu schlagen. Sollte man sich als Betreiber nicht größte Mühe geben, potenzielle Geldwäsche zu identifizieren, kann man am Ende das Nachsehen haben.
Folglich unterliegen diese Unternehmen verschiedenen Melde- und Aufzeichnungspflichten und müssen sicherstellen, dass angemessene Maßnahmen zur Bekämpfung der Geldwäsche (GwG) von Casinos ergriffen werden, um Finanzkriminalität zu verhindern.
Wie können sich deutsche Online Casino Betreiber schützen?
In der Theorie ist Geldwäsche in deutschen Online-Casinos ausgeschlossen. Natürlich werden Spieler mit entsprechenden Absichten trotzdem versuchen Beträge bis zu 1.000 Euro zu waschen. Hier sind Betreiber in der Pflicht sicherzustellen, dass ein Spieler nicht über mehr als ein Spielerkonto verfügt und dessen Identität zweifelsfrei verifiziert ist.
Betreiber müssen:
- Due Diligence durchführen
- KYC-Prozesse befolgen
- Risiko- und Spielverhalten analysieren (Stichwort: Suspicious Activity Reports (SARs))
- Transaction Monitoring
- SoF und SoW Checks
- Eine solide Geldwäschestrategie entwickeln
Fördert das Online-Glücksspiel die Geldwäsche?
Online-Casinos fördern Geldwäsche nicht per sé. Vielmehr werden kriminelle Machenschaften ermöglicht, wenn bestimmte Grundvoraussetzungen nicht gegeben oder nicht beachtet werden: So bieten keine oder schwache Prozesse zur Spieleridentifizierung oder Analysen des Spielverhaltens als Teil einer Anti-Geldwäsche-Strategie willkommene Einfallstore für Akteure von Geldwäsche.
Nicht ohne Grund hat die Europäische Kommission die Geldwäsche-Risikostufe für Online-Glücksspiele bis 2022 auf die höchstmögliche Stufe angehoben und niedrigere Schwellenwerte für Due Diligence gefordert, um kriminelle Aktivitäten zu verhindern.
„Trotz mehrerer risikobasierter Maßnahmen, die bereits von vielen Online-Betreibern in der EU umgesetzt werden (z. B. Schulungen zur Bekämpfung der Geldwäsche für Mitarbeiter, Kunden-Due-Diligence- und „Know-Your-Customer“-Prozesse), ist das Geldwäscherisiko bei Online-Glücksspielen immer noch ziemlich hoch, da es bedeutende Faktoren wie das nicht-persönliche Element, riesige und komplexe Transaktionsvolumina und Finanzströme umfasst“, sagte die Europäische Kommission.
Glücksspielbetreiber, die wenig Wert auf eine gründliche Identitätsprüfung legen, machen sich zum leichten Ziel. Die heute verfügbaren KYC-Lösungen zur Spieleridentifizierung im Onboarding-Prozess können Geldwäsche bei Online-Casinos jedoch enorm eindämmen.
Die automatisierten KYC-Lösungen von IDnow bieten eine vollständig konforme Identifizierung von Spielern innerhalb weniger Minuten. Kunden scannen ihr Ausweisdokument ein, nehmen ein Selfie auf und die Echtzeit der Dokumente und Person erfolgt dank Biometrik und KI automatisch binnen weniger Minuten. Es umfasst außerdem Add-ons für AML-Checks zur Prüfung von PEP und Sanktionen gegen eine Person.
Das KI-gestützte System lässt sich leicht in den Onboarding-Prozess integrieren, damit Kunden eine benutzerfreundliche Erfahrung erhalten und die notwendige Verifizierung im Online Casino schnell und einfach durchführen können.
Spieleridentifikation – eine skalierbare Lösung gegen Geldwäsche in Online-Casinos
Da Betrüger immer wieder neue Möglichkeiten, Geld über Online-Casinos zu waschen, suchen und finden, sind Betreiber von Online-Casinos dazu angehalten, KYC-Prozesse als Teil einer übergeordneten Anti-Geldwäsche-Strategie einzuführen, um ihre Online Casino Plattform vor unlauteren Praktiken wie z. B. Geldwäsche zu schützen.
Von
Jonathan Bluemel
Team Lead Content bei IDnow
Jetzt mit Jonathan auf LinkedIn vernetzen