Wie jedes andere Kartenspiel ist auch Poker nicht vollständig vor Spielern mit böswilligen Absichten gefeit, die nach Möglichkeiten suchen, andere Teilnehmer sowie Veranstalter zu betrügen. Es gibt heute zahlreiche Betrugsformen beim Poker, die zum Einsatz kommen.
Eine der am weitesten verbreiteten Maschen ist das sogenannte „Chip-Dumping“. Zusammengefasst handelt es sich dabei um eine Form der Absprache, bei der ein oder mehrere Teilnehmer an einem Pokertisch absichtlich Chips an andere Spieler weitergeben, in der Regel durch absichtliches Folding.
Beim Online-Glücksspiel nutzen Spieler die Methode des Chip-Dumpings unter anderem dazu, um Bonusaktionen und Treueprogramme zu missbrauchen oder um Geld zu waschen.
Was ist Chip-Dumping?
Von Chip-Dumping spricht man, wenn ein Pokerspieler absichtlich seine Chips verliert oder sie einem anderen Teilnehmer gutschreibt, um Geld auf dessen Konto zu übertragen. Bei dem Teilnehmer, der die Chips erhält, kann es sich um jemanden handeln, der mit dem Dumper zusammenarbeitet, oder um eines der zahlreichen weiteren Konten des Betrügers. Bei der letzteren Option kreiert der Betrüger gefälschte Accounts, die absichtlich gegen ein bestimmtes, vorher festgelegtes Konto verlieren.
Spieler nehmen aus verschiedenen Gründen am Chip-Dumping teil:
- Einem Freund oder Bekannten helfen: Manchmal tun Spieler es, um jemandem einen Chip-Vorteil zu verschaffen. Beispielsweise kann ein Teilnehmer einem Bekannten zusätzliche Chips übertragen, um ihn während eines Turniers über Wasser zu halten.
- Bonusmissbrauch: Chip-Dumping wird häufig betrieben, um eine Bonusaktion im Pokerraum auszunutzen. Dabei melden sich die Spieler bei Glücksspielplattformen für Bonusangebote an und „verlieren“ Geld auf ihren anderen Konten, um die Angebote einzulösen und die Durchspielbedingungen zu erfüllen (ohne dies wirklich zu tun).
- Geldwäsche: Chip-Dumping dient Betrügern auch zur Geldwäsche, wofür es in der Vergangenheit schon zahlreiche Belege gab. Hierbei wird durch Chip-Dumping „schmutziges Geld“ von einem Konto auf ein anderes übertragen. Auf diese Weise lässt sich die Spur des Geldes verschleiern, um es zu „waschen“. Das Spielerkonto funktioniert dabei ähnlich wie ein Bankkonto.
Warum ist Chip-Dumping ein Problem?
Chip-Dumping und andere Arten von Betrug wie Matched Betting haben schwerwiegende Auswirkungen auf die Online-Glücksspielbranche. Derartige Betrugsmaschen kommen Unternehmen teuer zu stehen und rauben zusätzlich Zeit, Vertrauen und wertvolle Ressourcen, immerhin müssen Maßnahmen zu deren Eindämmung implementiert und durchgesetzt werden.
Einem CNBC-Artikel zufolge, der sich auf Daten aus einem TransUnion-Bericht beruft, ist die Zahl der Online-Betrugsversuche im Glücksspielsektor im zweiten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahr weltweit um 393 % gestiegen. Darüber hinaus wuchs auch die Betrugsrate bei Glücksspielen in den USA im selben Zeitraum um 262 %.
Was einzelne Spiele betrifft, so kann Chip-Dumping die Qualität des Spielerlebnisses für Andere, die am Pokerspiel teilnehmen, beeinträchtigen. Es verstößt nicht nur gegen den Geist des Spiels und ruiniert das Spielerlebnis der Spieler, sondern verringert auch die Fairness des Spiels. Selbst das Image des Pokerraums, der das Turnier anbietet, wird geschädigt. Wissen Spieler, dass sie möglicherweise nicht auf gleicher Augenhöhe spielen, ist es unwahrscheinlich, dass sie wiederkehren.
Ist Chip-Dumping illegal?
Es gibt zwar kein spezifisches Gesetz, das diese Handlung als illegal definiert, aber es wird dennoch dringend davon abgeraten. Chip-Dumping in Verbindung mit Bonusmissbrauch verstößt immer gegen die Geschäftsbedingungen des Glücksspielbetreibers. Da es jedoch in Zusammenhang mit Geldwäsche steht, ist Chip-Dumping strengstens verboten.
Werden Spieler beim Chip-Dumping entlarvt, können ihre Pokerchips und Gelder vom Betreiber beschlagnahmt werden. Außerdem dürften die Spielerkonten dauerhaft gesperrt werden. Wenn Geldwäsche im Spiel ist, besteht obendrein die Möglichkeit, ins Gefängnis zu wandern.
Beispiele für Chip-Dumping
Zu den gängigsten Szenarien für Chip-Dumping gehören die folgenden:
Poker-Turniere:
Angenommen, ein Spieler meldet sich selbst und vier weitere Spieler zu einem Turnier an. Immer wenn er am Tisch sitzt, müssen die vier anderen Spieler Chips an ihn abgeben. Auf diese Weise kann er risikolos einen Haufen an Chips sammeln und hat somit eine bessere Chance, das Turnier zu gewinnen.
Je nach Kenntnisstand der Spieler kann es einfach oder sehr schwierig sein, Chip-Dumping bei einem Turnier zu erkennen. Spieler, die diese Masche durchziehen wollen, ohne entdeckt zu werden, werden versuchen, Entscheidungen zu treffen, die einer gewissen Logik beim Poker folgen.
Bonusmissbrauch
Einige Pokerräume bieten Boni an, um neue Spieler anzulocken. Diese Boni können in der Regel erst dann abgehoben werden, wenn der Spieler einen bestimmten Betrag durchgespielt hat.
Angenommen, ein Spieler erhält einen Bonus im Wert von 100 €, der auf seinem Konto eingefroren ist. Er nimmt an einem Heads-up-Tisch mit einem Freund teil, der ebenfalls 100 € hat, aber das Geld abheben kann. Der erste Spieler erhöht vor dem Flop auf 99 Euro, während der zweite Spieler auf All-In geht. Daraufhin beschließt der erste Spieler auszusteigen, woraufhin der andere 99 Euro kassiert. Dieser hebt das Geld daraufhin ab und teilt es mit dem ersten Spieler, da er es sich auszahlen lassen konnte.
Wie man als Glücksspielbetreiber Chip-Dumping verhindert
Betreiber, die Chip-Dumping und andere Arten von Betrug verhindern wollen, müssen eine umfassende Präventionsstrategie verfolgen, die alle Aspekte des Online-Glücksspielbetrugs abdeckt.
Sicherheitsverfahren, inklusive umfangreicher KYC-Prüfungen und der Verifizierung von Dokumenten, sowie biometrische Überprüfungen und die Identifizierung per Liveness (Lebendigkeitserkennung), können Glücksspielbetrug wirksam bekämpfen. Außerdem erfüllen sie die gesamte Bandbreite der von den zuständigen Behörden festgelegten regulatorischen Anforderungen.
Betreiber können zudem Maßnahmen ergreifen, um Chip-Dumping zu erkennen, sobald es passiert. So können sie beispielsweise uneinheitlich hohe Einsätze oder wiederholte Verluste an denselben Gegner verfolgen.
Die Aufdeckung des Betrugs kann je nach Kenntnisstand leicht oder schwierig sein. Mit der richtigen Kombination aus Tools zur Erkennung, umfangreichem Wissensaustausch und Präventivmaßnahmen können Glücksspielanbieter jedoch einen soliden Schutz implementieren.